Heimat- und Volkstrachtenverein Starnberg e.V.



Volksmusik

Wann i a Musi hör ....

Im Heimat- und Volkstrachtenverein spielt die Pflege der Volksmusik und des Volkstanzes seit der Wiedergründung nach dem 2. Weltkrieg eine wichtige Rolle. Neben dem geselligen Beisammensein, der Pflege von Volkstanz und Schuhplattler gehört das „boarisch Musi machen“, die Erhaltung der Volksmusik und des Volksliedes zu den wichtigsten Aufgaben im Verein.

Die Zeit nach der Jahrhundertwende bis hin zu den Nachkriegsjahren nach dem 1. Weltkrieg brachte viele fremde Einflüsse, die der Pflege der Volksmusik entgegenstanden. Aus diesem Grund taten sich in vielen Orten Bürger in den neu gegründeten Trachtenvereinen und sonstigen Gruppierungen zusammen, um einesteils die Volkstracht, andererseits aber auch die Volksmusik, den Gesang oder den Volkstanz neu zu beleben und zu erhalten. So auch in Starnberg bei den damals drei ansässigen Trachtenvereinen.

Eines der entscheidenden Ereignisse, das richtungsweisend für die Rückbesinnung und Belebung der Volksmusik in unserem Raum war, fand am 29./30. März 1930 statt. Der junge Hans Zellner (geb. 1904) aus Starnberg, damals schon Trachtenvereinsvorstand, begegnete beim legendären 1. Oberbayerischen Preissingen in Egern dem Kiem Pauli, der für ihn zum großen Vorbild und Lehrmeister wurde. Zellner holte den Kiem Pauli bereits 1933 nach Starnberg und führte kurz nach dem 2.Weltkrieg 1947 als Vorstand des „Heimat- und Volkstrachtenverein Starnberg“ das 1. Oberbayerische Sängertreffen durch.

In dieser Zeit nahm die Verbreitung der Volksmusik, besonders des Gesangs im Gebiet des Huosigaus großen Aufschwung, wobei damals jedoch die Musikanten gegenüber den Sängern in der Minderzahl waren. Das lag in erster Linie an den nicht vorhandenen Musikinstrumenten und zweitens am Mangel von Musiklehrern. Zu den wenigen, die in dieser Zeit im Landkreis Starnberg (Unterbrunn, Gauting) als Musiklehrer tätig waren, gehörte der Bruder des Kiem Pauli, der in München/Laim lebende Kiem Edi, der eng mit dem Zellner Hans in Verbindung stand, sowie der in Erling wohnende Franz Holzfurtner.

Neben seinem Wirken als aktiver Sänger (beim Starnberger Drei- und Viergsang) war der Zellner Hans, der 1998 im Alter von 94 Jahren verstarb, Lehrmeister vieler Gesangsgruppen wie der Starnberger Fischerbuam und Fischermadln wie auch später der Starnberger Sängerinnen. Zum Repertoire dieser Gesangsgruppen gehörten stets auch regionale Lieder – Fischerlieder – und geistliche Lieder.

Starnberger Dreigsang
"Starnberger Dreigsang"



Zu Zellners großen Verdiensten im Bereich der geistlichen Volksmusik gehört die Herausgabe der Bayerischen Singmesse, gestaltet vom Weilheimer Hauptlehrer Robert Weyerer, im Jahr 1963. Sein letztes Werk war schließlich sein Liederbuch „Roast’s außi, ös Gsangl“ das er 1990 im hohen Alter von 86 Jahren herausbrachte. Dies Büchl enthält außer den vom ihm gesammelten und selber „gstrickten“ Liedern auch Lieder aus der Sammlung von Georg Queri und Lieder zu Texten von Prof. Max Dingler aus Murnau, mit dem Zellner eine rege Freundschaft pflegte.

Der heutige Ehrenvorstand des Heimat- und Volkstrachtenvereins Starnberg, Willi Großer, war bereits Anfang der 50er Jahre als junger Musikant und Mundartsprecher einer der Weggefährten des Zellner Hans, der zur Wiederbelebung der Volksmusik in unserem Gebiet beitrug. Unter seiner Führung begann 1953 die erste Volksmusikgruppe aus dem Verein, das "Starnberger Hackbrett-Trio" (Willi Großer - Hackbrett, Toni Mayerle – Zither und Michl Gebhard - Gitrarre) zusammen zu musizieren. Ihr Vorbild war die „Ottobrunner Volksmusik“ mit Karl Edelmann sen. Auch die „Geltendorfer Volksmusik“ unter Willi Kraus, dem späteren Gauvolksmusikwart des Huosigaus, beeinflusste die Entwicklung der Volksmusik in Starnberg. Aus diesem Starnberger Hackbrett-Trio entwickelte sich später eine Geigenmusi, die bis heute als „Altstarnberger Volksmusi“ zusammenspielt.

Starnberger Hackbrett-Trio
"Starnberger Hackbrett-Trio"



Im Verein musizierten neben der Besetzung um Willi Großer unter anderen auch unser heutiger Altbürgermeister Ferdl Pfaffinger und der langjährige Volksmusikwart des Vereins Heini Saal als "Starnberger Stubnmusi". Die Pflege des Volkstanzes im Heimat- und Volkstrachtenverein trug dann entscheidend dazu bei, dass aus dieser Besetzung 1970 die "Starnberger Tanzlmusi" entstand. Bereits zu dieser Zeit wurde großes Augenmerk auf das Musizieren der Jugend gelegt. In den 70-iger Jahren konnte der Volksmusikwart Heini Saal eine Schar von Kindern zu mehreren Volksmusikgruppen zusammenstellen. Daraus entstanden viele Gruppierungen wie z.B. die "Starnberger Saitenmusi", die "Starnberger Flötenmusi“ sowie die "Familienmusik Schulz", die bis heute besteht. Die Starnberger Tanzlmusi diente in der Folge auch immer als Vorbild für die musizierende Jugend des Vereins. 1980 entstand so die "Hochberghauser Tanzlmusi". Aus dieser formierten sich später verschiedene Besetzungen wie das Klarinettenquartett, die Blechbläser sowie die "Hochberghauser Blasmusi". Von 1985 bis ca. 1995 gab es die "Starnberger Geigenmusi", die bei zahlreichen Volkstänzen aufspielte.

In dieser Zeit entstanden aus der Jugend des Heimat- und Volkstrachtenvereins, unter Leitung der Volksmusikwartin Rita Nowak immer wieder neue Volksmusikgruppierungen. Auch die Tanzmusi wurde immer rege gepflegt. Gauvolksmusikwart Roland Kopf betreute eine "Jugendtanzlmusi" , die bald als Würmseer Tanzlmusi auch bei den Vereinsveranstaltungen aufspielte.

Jugendtanzlmusi
"Jugendtanzlmusi 2005"





Um den Gesang im Verein kümmert sich seit vielen Jahren Ferdl Pfaffinger. Die vielen öffentlichen Singstunden, die er jahrelang im Trachtenverein durchführte waren ein großer Erfolg. Aus diesem Singkreis entstand ein Chor der vor allem in der Adventszeit die Veranstaltungen des Vereins umrahmt. Ein paar Jahre trugen die „Starnberger Sänger“ um Leo Schulz zum Gelingen der Vereinsveranstaltungen bei.

Seit 2006 wird auch die Tradition des gemischten Dreig’sangs vom „Starnberger Dreig’sang“ (Irmi Hofer, Conny und Manfred Schulz) fortgeführt.

 

"Starnberger Dreigsang (seit 2006)"

Große Teile der Arbeit des Liederwarts leistet seit vielen Jahren Barbara Pfaffinger. Sie leitet die Jugendsinggruppen im Verein. Ihr „Musterköfferl“ waren die 4 "Starnberger Fischermadl“.



Starnberger Fischermadl
"Starnberger Fischermadl 2003"

 

Nun als Erwachsene haben Sie sich eigenständig gemacht und singen als Dirndldreigsang mit Harfenbegleitung (Lucia und Pauline Mittermayr, Magdalena Schulz und Marianne Buchner, Harfe).

Wiederum durch die Fischermadl angeregt entstand 2008 ein Burschenviergsang der den Namen der legendären „Starnberger Fischerbuam“ übernahm (Andreas Ruhdorfer, Sebastian Hofer, Tobias Schulz und Vitus Mittermayr). Bereits 2010 wurden Sie zusammen mit den „Fischermadln“ beim Alpenländischen Volksmusikwettbewerb in Innsbruck ausgezeichnet. Es folgte für beide Gruppen die Auszeichnung mit dem Kulturförderpreis des Landkreises Starnberg 2012. Die Fischerbuam gewannen zudem 2014 den Volksmusikpreis „Traunsteiner Lindl“.

„Starnberger Fischerbuam mit Lindl (2014)“

Eine neue Formation ist der Johannigsang (Veronika Hofer, Magdalena und Tobias Schulz) – eine junger gemischter Dreigsang.

2012 gruppierten sich die jungen Sänger auch noch als Geigen-/Klarinettenmusi der „2/3-Musi“. Sie erhielten ebenfalls eine Auszeichnung beim Alpenländischen Volksmusikwettbewerb. Die Burschen treten auch als Fischerbuam-Tanzlmusi auf.

Die Pflege der „boarsichen Musi und des G’sangs“ wird auch weiterhin eine tragende Säule der Vereinsarbeit bilden. Der Verein kann mit Stolz auf die Vielfalt seiner Musik- und Gesangsgruppen blicken, die das kulturelle Leben der Stadt Starnberg maßgeblich mitprägen.

Heimat- und Volkstrachtenverein Starnberg 29. Februar 2016