Vereinsgeschichte
Entstehung
Was wäre Bayern ohne die vielfältige Eigenart seiner Bewohner in Sprache, Musik, Brauchtum, Kleidung und Baustil? Sicher ein Stück ärmer.
Und so können wir dem Dorfschullehrer Josef Vogel aus Bayrischzell gar nicht dankbar genug sein, dass er um das Jahr 1883 den ersten Gebirgstrachten-Erhaltungsverein gegründet hat.
Sein Beispiel hat Schule gemacht, weitum im Land sind derartige Vereine entstanden. Es ist der Verdienst der Trachtenvereine, dass sie die Besinnung auf die kulturelle Eigenständigkeit unseres Stammes - die ausgangs des 19. Jahrhunderts in Vergessenheit geraten schien - wieder geweckt haben.
So hat sich auch in Starnberg bereits um 1890, dem Beispiel der Oberlandler folgend, ein Gebirgstrachten-Erhaltungsverein unter dem Namen „D’Starnberger“ gebildet.
Darunter finden sich viele Namen, die in Starnberg heute noch einen guten Klang haben, bzw. in bester Erinnerung sind.
Gründung des "Volkstrachtenverein Starnberg" 1907
Bald jedoch erinnerte man sich auch wieder an die eingesessene Volkstracht, von der da und dort noch alte Stücke - vor allem Kranl, Otterfellhauben, Florschließen usw. - als Familienschatz behütet wurden. Die verschiedentlichen Bemühungen den Trachtengedanken in diese Richtung zu leiten, wurden allerdings erst am 3. Juni 1907 mit der Gründungsversammlung des „Volkstrachtenvereins Starnberg“ von Erfolg gekrönt.
„Unser Verein hat sich die schöne Aufgabe gestellt, Volkskunde und Heimatpflege im weitesten Sinne des Wortes zu betreiben.“ Diese Aufgabe, die der Gründungsvorstand Johann Schäffer dem Verein stellte, wird seitdem von den Mitgliedern des Heimat- und Volkstrachtenvereins in unserer Heimatstadt zum Wohl der Bürger erfüllt.
1. Prinzregent-Luitpold-Fischerstechen 1907
Bereits am 10. August des Gründungsjahres veranstaltete der junge Verein das erste große Fest: das „Prinzregent-Luitpold-Fischerstechen“, zu dem S.K.H. Prinzregent Luitpold v. Bayern einen Wanderpokal gestiftet hat, verbunden mit dem Wunsch, dass dieser alle fünf Jahre unter den Berufsfischern des Starnberger Sees ausgestochen werden möge, um den Fortbestand dieses alten Zunftspiels zu sichern. Mit Ausnahme von Kriegs- und Notzeiten wurde diesem Wunsch entsprochen.
Abspaltung GTEV „D’Stoarösler Starnberg“ 1911
Vier Jahre nach Gründung des Volkstrachtenvereins spaltete sich eine Gruppe von Gebirgstrachten-Anhängern ab und gründete 1911 den GTEV „D’Stoarösler Starnberg“. Vereinslokal war der „Tutzinger Hof“.
Trotz dieser Abspaltung ist der Volkstrachtenverein bis zum „Prinzregent-Luitpold-Fischerstechen 1912“, dem Jahr der Stadterhebung Starnbergs, auf über 80 Mitglieder – darunter auch Georg Queri – angewachsen. Dann kam 1914 der erste Weltkrieg und damit jegliche Vereinstätigkeit zum Erliegen.
Nach den Kriegsjahren des 1. Weltkriegs
Bedingt durch die großen Lücken, die der Krieg in die Reihen aller Vereine gerissen hatte, dauerte es Jahre, bis sich neben dem Volkstrachtenverein auch die Freunde der Gebirgstracht zur Neugründung des GTEV „D’Starnberger“ am 18. August 1921 im Gasthaus „Frühlingsgarten“ wieder zusammenfanden.
Nach anfänglichem Aufblühen war diesem Verein aber wenig Glück beschieden, wobei auch eine Namensänderung in „Almarausch Stamm Starnberg“ nicht den gewünschten Erfolg brachte. Höhepunkt des Vereinslebens war sicher die mit dem Gaufest des damaligen „Gauverbands II“ verbundene Fahnenweihe im Juli 1932.
Gründung des GTEV Edelweiß 1925
Die Zerrissenheit der Bevölkerung in eine unheilvolle Klassengesellschaft bewirkte in diesen Nachkriegsjahren, dass sich ein dritter Trachtenverein bildete.
Junge Leute der „Theatervereinigung Starnberg“ gründeten unter Beratung des Seniors Max Bernlochner die „Plattlergruppe Edelweiß“, aus der am 1. Mai 1925 der „GTEV Edelweiß“ mit dem Vereinslokal „Deutsches Haus“ hervorging.
Das von den „Edelweißern“ 1935 ausgerichtete Loisachgaufest, verbunden mit Weihe der Schwungfahne des Vereins, beweist auch hier das große Engagement der Mitglieder.
Der „Volkstrachtenverein“ aber, hat sich weiterhin – insbesondere durch die Gestaltung von Fischerstechen und anderen Seefesten, Maitänzen, Johannifeiern und Trachtenbällen, sowie durch die Teilnahme am „Oktoberfest- Schützenzug“ – um altes Herkommen verdient gemacht.
Wunsch nach Einigkeit und Bodenständigkeit in den Starnberger Trachtenvereinen
Der wachsende Wunsch nach Einigkeit und Bodenständigkeit in den Starnberger Trachtenvereinen wurde durch den vom „GTEV Edelweiß“ in Gemeinschaft mit dem „GTEV Almarausch“ und dem „Volkstrachtenverein“ am 2. Juli 1933 veranstalteten ersten „Starnberger Heimatabend“ in Anwesenheit vom Kiem Pauli offenkundig.
Einen weiteren Anstoß in dieser Richtung gab am Kirchweihmontag desselben Jahres die vom „Volkstrachtenverein“ ausgestattete Fischerhochzeit vom Gröber Nikl und seiner Braut Amalie Popp, dem bis dahin größten heimatlichen Ereignis in Starnberg.
Wie ein roter Faden zog sich von da an der Gedanke einer gemeinsamen Volkstumsarbeit durch die kommenden Jahre, bis der Ausbruch des 2. Weltkriegs alle Pläne zunichte machte.
1947 Gründung des Heimat- und Trachtenvereins Starnberg gegr. 1907
Erst nach dem Zusammenbruch gelang endlich der große Wurf:
Am 27. Juni 1947 setzten sich nach eingehenden Vorarbeiten der Vorstände Hanns Schäffer, Alois Kropf und Hans Zellner 52 Mitglieder des „Volkstrachtenvereins“, des „GTEV Almarausch“ und des „GTEV Edelweiß“ zum freiwilligen Zusammenschluss der drei Vereine und damit zur Gründung des „Heimat- und Trachtenvereins Starnberg gegr. 1907“ zusammen.
Aus den Neuwahlen ging
Hans Zellner als 1. Vorsitzender,
Alois Kropf als 2. Vorsitzender,
Michael Gebhard als Kassier,
Heinrich Gerstetter als Schriftführer und
Hanns Schäffer als Beirat hervor.
Zugleich wurde der Beitritt des Vereins zur „Heimat- und Trachtenvereinigung Huosigau“ beschlossen.
Wichtige Feste nach der Gründung 1947
Bereits am 23./24. August 1947 veranstaltete der acht Wochen „junge“ Verein das - heute bereits legendäre - „1. Oberbayerische Sängertreffen in Starnberg“, bei dem beste Sängergruppen von der Zugspitze bis zum Watzmann und mitten drin der Kiem Pauli die Zuhörer in der vollgepfropften TSV-Halle begeisterten. Eine Veranstaltung mit nachhaltiger Wirkung, Auftakt zu einer auf allen Gebieten der Volkstumspflege erfolgreichen Vereinstätigkeit.
Es sei dabei nur an ein paar – die damalige Aufbruchszeit charakterisierende – Feste und Gedenkveranstaltungen erinnert:
Die Huldigungsfeier zum 80. Geburtstag S.K.H. Kronprinz Rupprecht v. Bayern am 18. Mai 1949 in Leutstetten und am 18. September der erste Oktoberfest-Trachtenzug nach dem Krieg, bei dem ein spektakulärer Festwagen mit dem historischen Lustschiff „Delphin“ die Starnberger Trachtengruppe durch die noch weitgehend zerstörte Landeshauptstadt begleitete.
Am 21. November des Jahres folgte der Gedenkabend zum 30. Todestag von Georg Queri in der Starnberger TSV-Halle.
Am 1. Mai 1950 wurde der erste „Nachkriegs-Maibaum“ – gestiftet von S.K.H. Kronprinz Rupprecht v. Bayern - auf dem Tutzinger-Hof-Platz aufgestellt und am 19./20. August des selben Jahres lockte das erste Huosigaufest in Starnberg, verbunden mit dem Prinzregent-Luitpold-Fischerstechen an die zehntausend Besucher auf die Undosa-Seepromenade.
1950 Erhalt des bis heute gültigen Namens
Auf einstimmigen Beschluss der Hauptversammlung vom 21. Oktober 1950 erhielt der Verein seinen bis heute gültigen Namen „Heimat- und Volkstrachtenverein Starnberg e.V. gegr. 1907“.
Ein Name, der zum Programm für den Verein wurde, ist doch die Trachtenpflege nur ein Teil der gesamten, viele Bereiche umfassenden Volkstumspflege, um die sich ein Heimatverein kümmern sollte.
Ein wahrhaft „königliches“ Ereignis, zu dessen Gelingen der Heimat- und Volkstrachtenverein einschließlich der Heimatbühne Starnberg beigetragen hat, war die Huldigungsfeier zum 85. Geburtstag S.K.H. Kronprinz Rupprecht v. Bayern am 8./9. Mai 1954 in Leutstetten.
50jähriges Gründungsjubiläum 1957
Das Jahr 1957 wurde mit dem fünfzigjährigen Gründungsjubiläum zu einem Markstein unseres Vereins. Höhepunkt war das Stiftungsfest am 1./2. Juni mit Weihe der beiden von den Vereinen „Almarausch“ und „Edelweiß“ übernommenen, frisch renovierten und umgearbeiteten Fahnen durch den Andechser Abt Hugo Lang.
Der 4. August brachte unter der Schirmherrschaft S.K.H. Herzog Albrecht v. Bayern - nach der herkömmlich fünfjährigen Pause - wiederum das Prinzregent-Luitpold-Fischerstechen und am 7./8. September kam im Rahmen der Huosigau-Heimattage erstmals in der Geschichte der Bayerischen Trachtenverbände eine „Bairische Trachtenschau“ zur Durchführung, an der sich 97 Trachtengruppen aus ganz Bayern samt Gastgruppen aus Österreich und Südtirol beteiligten.
Vereinsleben in den 60er und 70er Jahren
Im November 1962 legte Hans Zellner nach 15 Jahren verdienstvoller Vorstandsarbeit aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder.
Auf seinen Vorschlag wurde Willi Großer zum neuen 1. Vorstand gewählt, dessen erste Amtshandlung die Ernennung von Hans Zellner zum Ehrenvorstand war.
Seine zweite, nicht minder erfreuliche Tätigkeit war die Verbriefung eines Grundstücks, das den Verein – dank der jahrzehntelangen Bemühungen von Hans Zellner – in die Lage versetzte, im Jahr 1977 ein Trachtenjugendheim zu errichten.
In besonderer Weise hat sich der Verein seit jeher um die Wiederbelebung und Verbreitung des allgemeinen Volkstanzes bemüht, wobei der große Auftrieb für unsere Tanzleut im November 1969 kam, als der „Kaufmann Schorsch“ – Forstmeister Georg v. Kaufmann – in seiner ansteckenden Begeisterung zusammen mit der Teisendorfer Tanzlmusi einen Volkstanzabend bei uns gestaltete.
Aber nicht nur unsere Tanzleut hat es „erwischt“, auch unsere jungen Musikanten kamen auf den Geschmack und so entstand erst die „Starnberger Tanzlmusi“ und dann die „Hochberghauser Tanzlmusi“, die es gemeinsam ermöglichten, dass unser Verein seit Jahrzehnten jeweils im Mai und November einen Volkstanzabend für die Allgemeinheit veranstalten konnten.
Am Samstag, dem 21. Juli 1973 wurde es endlich Wirklichkeit: das erste, von Hans Zellner seit langen Jahren angestrebte „Burghofsingen im Schlosshof“ mit Willi Großer als Sprecher unter Mitwirkung der Starnberger und auswertigen Musik- und Gesangsgruppen.
Jubeljahr 1977
1977, das 70. Jubeljahr des Vereins brachte natürlich einige besondere Höhepunkte.
Das Hauptfest, die „Huosigau-Heimattage“ vom Freitag, 24. Juni mit Montag, 27. Juni wurde vom Wetter nicht gerade begünstigt. Mit Ausnahme des sonntäglichen Festgottesdienstes in der Stadtpfarrkirche St. Maria litten die Veranstaltungen, vor allem der an den Gottesdienst anschließende Festzug, sehr unter Dauerregen, wobei man sich aber im geräumigen Festzelt beim Strandbad die Stimmung nicht verderben ließ.
Ungetrübte Festesfreude herrschte dann am 10. Juli bei der durch Stadtpfarrer Konrad Schreiegg und Pfarrer Gerhard Pfister vollzogenen Einweihung des glücklich vollendeten Trachtenjugendheims.
Am Sonntag, 7. August stand das 7. Fischerstechen der Nachkriegszeit an, bei dem sich Paul Dechant zum dritten Mal in ununterbrochener Folge den Titel „Fischerkönig vom Starnberger See“ holte.
Somit war das 70. Jubeljahr wahrhaft ein „feucht-fröhliches“, das den Mitgliedern aber trotzdem siebzig Einsätze auf allen möglichen (manchmal sogar unmöglichen ) Gebieten abforderte.
Vereinsleben späte 70er und 80er Jahre
Am 24. März 1979 fand in der Schulturnhalle am Hirschanger wieder ein „Starnberger Sänger- und Musikantentreffen“ unter Leitung von Willi Großer in Verbindung mit dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege und dem Bayerischen Rundfunk statt, bei dem Hans Zellner für seine Verdienste um die regionale Volksmusik mit der „Goldenen Medaille des Bayerischen Rundfunks“ geehrt wurde.
Bedingt durch Renovierungsarbeiten in der alten Pfarrkirche St. Josef gestaltete Willi Großer am 4. Adventsonntag erstmals die „Adventliche Stund“ in der Stadtpfarrkirche St. Maria, die seither zum festen Bestandteil adventlichen Brauchtums in Starnberg wurde. Im Rahmen dieser besinnlichen Feierstunde wird auch die Madonna zurückgebracht, die jeweils am 1. Adventsonntag bei der „Herbergsuche in St. Josef“ zum sog. „Frauentragen“ ausgesandt wird.
Beim Jahrhundertereignis 1983, dem 100-jährigen Jubiläum des Bayerischen Trachtenverbands, das am 3. Juli mit einem Festgottesdienst an der Münchner Mariensäule, zelebriert von Kardinal Friedrich Wetter, einem Festakt mit Ministerpräsident Franz Josef Strauß und einem großartigen Trachtenaufmarsch durch die Ludwigstraße gefeiert wurde, beteiligten sich auch die Starnberger mit großem Aufgebot.
Jubeljahr 1987
Im Juli 1987 beging Starnberg mit einem mehrtägigen Bürgerfest und einem historischen Festzug am 17. Juli – wobei der Heimat- und Volkstrachtenverein maßgeblich beteiligt war – die 75. Wiederkehr der Stadterhebung. Die Mitwirkung einer bretonischen Trachtengruppe unterstrich die enge Verbundenheit der Partnerschaft zwischen Starnberg und Dinard, wie auch Starnberger Trachten- und Musikgruppen bei entsprechenden Anlässen des Öfteren in Dinard vertreten sind.
Das 80. Gründungsfest des Vereins wurde am 17. Oktober 1987 mit einem volksmusikalisch gestalteten Ehrenabend in der Söckinger Franz-Dietrich-Halle würdig begangen.
Besonderes Jahr 1989
Nach einem erholsamen Jahr kamen 1989 wieder größere Herausforderungen auf die Mitglieder zu:
In Verbund mit der Heimatbühne und dem Kunstkreis Bucentaur wurde vom 16. bis 19. März im katholischen Pfarrzentrum erfolgreich das bayerische Osterspiel „Auferstehung“ von Max Dingler erstmals szenisch auf die Bühne gestellt.
Am Samstag, 8. Juli beteiligte sich der Verein mit Aufführung des „Starnberger Fischertanzes“ und der Gestaltung eines abendlichen Volkstanzes auf dem bewirtschafteten Kirchplatz an der 75-jährigen Gründungsfeier des Starnberger Heimatmuseums.
Am folgenden Sonntag, 9. Juli feierte der Verein mit einem gediegenen Bürgerfest am Kirchplatz die Weihe der von B.M. Gantner entworfenen und von Schlehdorfer Klosterschwestern kunstvoll gestickten neuen Vereinsfahne, deren einzigartiger Fahnenspitz nach dem Muster der „Almarausch-Fahne“ von Manfred Pleyer gefertigt und gestiftet wurde.
Um auch den „aktiven“ Teilnehmern ein gemütliches Fest bieten zu können, wurde auf den obligatorischen Festzug verzichtet. Lediglich ein kurzer Kirchenzug brachte die 40 teilnehmenden Vereine vom Bahnhofplatz in die Stadtpfarrkirche St. Maria, wo unter Beistand des Patenvereins Raisting die prächtige Fahne durch Stadtpfarrer Konrad Schreiegg ihre kirchliche Weihe erhielt.
Die positive Ausstrahlung dieser festlichen Tage bewies ein erfreulicher Mitgliederzuwachs auf knapp 400 Erwachsene zuzüglich etwa 60 Kindern und Jugendlichen.
Vereinsleben in den 90er Jahren
Die Jahreshauptversammlung vom 30. März 1990 brachte dem Verein eine markante Zäsur – nach 28-jähriger Tätigkeit als 1. Vorstand stellte Willi Großer sein Amt zur Verfügung um es in jüngere Hände zu übergeben. Auf seinen Vorschlag wählte die Versammlung mit großer Mehrheit Ferdinand Pfaffinger zum neuen 1. Vorsitzenden.
Seine Feuertaufe bestand Ferdl Pfaffinger bereits am 1. Mai des Jahres mit der Aufstellung eines neuen, prächtigen Maibaums.
Vom Prinzregent-Luitpold-Fischerstechen am 19. Juli 1992 konnte Franz Gastl aus Leoni den von S.K.H. Herzog Franz v. Bayern gestifteten Siegespreis heim tragen. Ein literarischer Abend mit Christian Buck unter dem Motto „Bei uns dahoam – damals und heut“, das 22. Burghofsingen unter Mitwirkung der Musikschule Starnberg anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens und der 90. Geburtstag unseres Ehrenvorstands Hans Zellner prägten das Vereinsjahr 1994.
1995 war wieder ein neuer Maibaum – gestiftet von der Familie Stefan Kandler – fällig und am 21. Oktober nahm der Verein in Verbindung mit dem BR bei einem großen altbayrischen Sänger- und Musikantentreffen erstmals Beschlag von der neu eröffneten, lang ersehnten Schlossberghalle. Nach 40 Jahren Kampf endlich ein brauchbarer Saal für kulturelle Veranstaltungen!
Besonderes Jahr 1997
1997 – wiederum ein Jubeljahr unseres Vereins.
Das größte Geburtstagsgeschenk war sicher ein von der Bootswerft Rambeck erbautes Flachboot, das am 9. Juni 1997 im Rahmen einer Feierstunde in der Werft auf den Namen „Christl“ getauft und von Herrn Anton Dreher dem Heimat- und Volkstrachtenverein übergeben wurde. Neben dem finanziellen hat dieses Boot vor allem ideellen Wert, ist es doch jetzt das einzige in traditioneller Weise gebaute Flachboot in Starnberg, ein unentbehrliches Requisit beim jeweiligen Fischerstechen. Der Verein bedankte sich bei Herrn Dreher und seiner Frau „Christl“ durch Verleihung der „Goldenen Ehrennadel“ für die großzügige Spende.
Weniger großzügig war ein Blitz, der am 4. Juli den Starnberger Maibaum um zwei Meter kürzer machte.
Beim Prinzregent-Luitpold-Fischerstechen am 13. Juli wird der Wenzel Schorschi zum 3. Mal Fischerkönig und am 14. September wird den Starnbergern die Patenehre beim Trachtenverein Raisting zuteil, die als fünfzigjähriger Jubelverein, verbunden mit einem mustergültig ausgerichteten Huosigaufest die Weihe ihrer neuen Fahne begehen.
Am 8. November begeht unser eigener Verein in der Schlossberghalle sein 90. Gründungsjubiläum mit einem vorzüglich gestalteten Volkstumsabend in dessen Verlauf Willi Großer vom 1. Vorstand Ferdl Pfaffinger der „Ehrenvorstand“ angetragen wird. Sichtlich bewegt vom stehenden Applaus der Festbesucher nahm der Geehrte die Auszeichnung dankend an.
Abschiednahme
Das Jahr 1998 brachte am 18. Februar den Abschied vom überaus verdienstvollen und allseits geachteten Ehrenvorstand Hans Zellner. Beim Trauergottesdienst in der kath. Pfarrkirche St. Maria und bei der Beisetzung auf dem Friedhof an der Hanfelder Straße gaben ihm 21 Fahnenabordnungen, sowie zahlreiche Vertreter der Stadt und des Landkreises, des Bayerischen Trachtenverbands und anderer Heimatvereinigungen unter einer großen Trauergemeinde das letzte Geleit.
Einen weiteren herben Verlust erlitt der Verein am 4. März 2000 mit dem Heimgang von Adi Riedel, der fünfzig Jahre lang als unermüdlicher Vereinsmusiker wesentlich zum Erfolg der Jugendarbeit beigetragen hat.
Jahrtausendwende
Das neue Jahrtausend hat sich beim Heimat- und Volkstrachtenverein erstmals 2002 unübersehbar bemerkbar gemacht: nachdem die seit Jahren rückläufigen Besucherzahlen des Trachtenballs eine Weiterführung unmöglich machten, hat man sich dazu entschlossen, diese traditionelle Starnberger Faschingsveranstaltung durch eine „Redoute“ zu ersetzen.
„Ball anno dazumal“ hieß das Motto und aufgespielt hat in exzellenter Weise das „Salonorchester Karl Edelmann“. Der Besuch ließ zwar trotzdem noch zu wünschen übrig, aber der gute Ruf dieser gediegenen Tanzveranstaltung hat dafür gesorgt, dass sich die Redoute bereits vier Jahre später zu einem echten „Starnberger Bürgerball“ gemausert hat.
Eine weitere gravierende Veränderung brachte die Jahreshauptversammlung am 8.3.2002, bei der 1. Vorstand Ferdl Pfaffinger bekannt gab, dass er bei der anstehenden Neuwahl als Vorstand nicht mehr zur Verfügung stehe, da er dieses Amt – bedingt durch den Zeitaufwand für seine Bürgermeister-Kandidatur – sicher nicht mehr zur Zufriedenheit der Mitglieder ausführen könne.
Die Versammlung dankt Ferdl Pfaffinger für seine zwölfjährige, erfolgreiche Vorstandstätigkeit und wählt anschließend den bisherigen 2. Vorstand Manfred Schulz – der seit 1999 in Nachfolge von Willi Großer auch als Kreisheimatpfleger fungiert – zum 1. Vorstand.
Am 14. Juli beteiligte sich der Verein mit über 100 Teilnehmern beim Festzug durch Starnberg zum Jahrhundert-Jubiläum des Landkreises.
Beim Fischerstechen am 21. Juli kämpfte sich unser neuer Vorstand Manfred Schulz gleichermaßen erfolgreich durch die bedrohliche Wetterlage, wie der Wenzel Schorschi durch die bedrohliche Reihe seiner Herausforderer. Er wurde, was bisher noch keinem gelang, zum vierten Mal in Folge „Fischerkönig vom Starnberger See“.
Das Vereinsjahr 2003 bleibt uns als „Starnberger Kulturjahr 2003“ noch lange in Erinnerung. Der Verein hat sich mit zahlreichen Veranstaltungen daran beteiligt. Die Höhepunkte waren vor allem das Burghofsingen am neuen Veranstaltungsort Burggraben, das Heimatmuseumfest und ein Queri-Abend. Viel Arbeit kam auf die aktiven Mitglieder auch bei der Renovierung des Trachtenjugendheims zu.
Zum 100. Geburtstag vom ehemaligen Ehrenvorstand Hans Zellner im Jahr 2004 hat Willi Großer humorvoll über das Leben und sein Werk berichtet. Die Musik- und Gesangsgruppen waren aus unserer Gegend, darunter auch die Starnberger Fischermadl, die ihre Feuertaufe bestanden haben.
Zu Ehren unseres Willi Großer fand zu seinem 70. Geburtstag im Trachtenjugendheim ein schönes, würdiges Fest statt.
Seit 2002 beteiligt sich der Verein jedes Jahr am Christkindlmarkt und führt seit 2004 einen „G’wandmarkt“ durch. Diese Aktivitäten stärken nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitglieder unseres Vereins und bereichern das Vereinsleben in unserer Stadt, sondern erbringen auch finanzielle Gewinne die unserer Jugendarbeit zu Gute kommen.
2006 haben die Mitglieder mit der Aufstellung des Maibaums am Tutzinger-Hof-Platz bewiesen, dass man die Organisation einer großen Veranstaltung aufs Beste meistern kann und dass man für das 100-jährige Jubiläum des Vereins bestens gerüstet ist. Viele haben sich wieder für den „Starnberger Maibaum“ eingesetzt. Besonderer Dank galt dem Spender des Baumes der Familie Wagner aus Hadorf.
Festjahr 2007
Das Festjahr 2007 war sicher eines der bedeutendsten Vereinsjahre des Heimat- und Volkstrachtenvereins. Nicht alle Tage wird man als Verein 100 Jahre alt!
Daher hat es sich der Heimat- und Volkstrachtenverein Starnberg nicht nehmen lassen, im Juni 2007 ein einzigartiges Bürger- und Trachtenfest, verbunden mit den Huosigau-Heimattagen, auszurichten. Die Starnberger durften als erster Verein der Trachtenvereinigung Huosigau ihr 100jähriges Bestehen feiern. Auch weit über das Gaugebiet hinaus kamen Besucher und Teilnehmer zu diesem Ereignis, z.B. die Musikkapelle Rattenberg aus dem Zillertal, und konnten in großer Gemeinschaft einen wundervollen Trachtenfest-Sonntag erleben: Angefangen mit dem Festgottesdienst, dem Festzug durch die Starnberger Innenstadt sowie Musik und Tanzdarbietungen vieler Trachtenvereine auf verschiedenen Plätzen der Stadt. Einen Höhepunkt bildete sicher die gleichzeitig „doppelte“ Aufführung des historischen Starnberger Fischertanzes auf der Bühne und auf dem Kirchplatz mit jeweils 12 Paaren. Weder vorher noch später konnte dies wiederholt werden.
Das Festjahr war auch der Anlass für die erste Boarische Tanzschifffahrt auf dem Starnberger See, die sich seither etabliert hat. Natürlich traf es sich gut, dass auch in diesem besonderen Vereinsjahr das Prinzregent-Luitpold-Fischerstechen – trotz Unwetter und Hagel am Vorabend – mit dessen 100jährigem Jubiläum stattfinden konnte. Gerhard Zellner hatte erstmals die Festleitung übernommen. Fischerkönig wurde der Ambacher Michael Menzinger.
Vereinsleben Anfang der 2000er Jahre
Das Jahr 2009 wird uns wohl als „Jahr der Oberbayerischen Kulturtage 2009“ noch lange in Erinnerung bleiben. Neben den Veranstaltungen mit dem Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern im König-Ludwig-Saal, fand im katholischen Pfarrsaal der Abend - "Mehr als Kraftbayrisch" - Georg Queri mit Willi Großer und Volksmusikgruppen und Sängern aus dem Verein statt.
Höhepunkte unserer kulturellen Arbeit waren 2010 sicher die Volkstanzschifffahrt.
Außerdem wurde das Burghofsingen – bei dem Liesi Buchner seit einigen Jahren sehr erfolgreich als Sprecherin agiert - in diesem Jahr vom Bayrischen Rundfunk aufgezeichnet.
Dass der Verein – bei dem sich einige Mitglieder der älteren Generation gesundheitsbedingt immer mehr zurücknehmen müssen - noch immer eine schlagfertige Gemeinschaft bildet, hat man bei den Veranstaltungen 2011 bewiesen. Der Verein hat sich vorbildlich beim 100-jährigen Jubiläum unseres Gauverbandes des „Huosigaus“ eingebracht.
Mit großem Einsatz aller aktiven Mitglieder hat der Heimat- und Volkstrachtenverein maßgeblich die Veranstaltungen des Festjahrs 2012 der Stadt Starnberg zur Stadterhebung vor 100 Jahren mitgestaltet. Beim Prinzregent Luitpold Fischerstechen wurde Anton Hinterholzer aus Attenkam für die Fischerei Strobl in Ambach „Fischerkönig“ vom Starnberger See.
Besonders zu erwähnen ist die Auszeichnung unser Gesangsgruppen „Starnberger Fischermadl“ und „Starnberger Fischerbuam“, mit dem Kulturförderpreis des Landkreises Starnberg.
Ein wichtiges Ereignis im Jahr 2013 war die Feier zur Segnung der neuen Gaustandarte des Huosigau im Juli in Dießen. Bei der Standartenweihe haben unsere Musik- und Gesangsgruppen für die musikalische Gestaltung des Festgottesdienstes viel Lob bekommen.
Corona Pandemie und Wiedererwachen
Kurz nach der Jahreshauptversammlung 2020 – bei der Nicole Buchner als Schriftführerin in die Vorstandschaft gewählt wurde - kam durch die Corona-Pandemie das Vereinsleben völlig zum Erliegen.
Der „Lock down“ und die steigenden Corona-Fallzahlen mit schweren Krankheitsverläufen machten eine Durchführung von vielen geplanten Veranstaltungen 2020 bis in das Jahr 2022 unmöglich.
Erst mit dem Luitpold-Fischerstechen im Juli 2022 erwachte der Verein wieder aus der viel zu langen Coronazeit. Mit vereinten Kräften, Mühen und sehr viel Arbeit wurde – an einem neuen Standort und mit vielen neuen Ideen - ein rundum gelungenes Fischerstechen organisiert, das von ganz Starnberg gelobt wurde. „Fischerkönig“ wurde Oliver Götzke aus Possenhofen
In der Hauptversammlung 2023 wurde eine aktuelle Vorstandschaft gewählt: Roland Kopf und Nadine Wackerl wurden als Vorsitzende bestätigt. Judith und Wolf Birk übernahmen das Amt des Kassiers und des Schriftführers.